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Erfolgreiche Landentwicklung erfordert ein verändertes Rollenverständnis in der Verwaltungspraxis:
In den ländlichen Räumen schlummern viele "ungehobene Schätze". Der wichtigste Schatz ist die Kreativität der Menschen vor Ort, diesen gilt es zu heben. Die kreativen Kräfte und Fähigkeiten vor Ort sind zur Geltung zu bringen. Das bedeutet, Mitbürgerinnen und Mitbürger, die im kommunalpolitischen Diskurs bisher weniger aktiv waren, zu interessieren und zu aktivieren. Landentwicklung soll durch die Bürgerinnen und Bürger vor Ort neue Impulse erhalten und darf durchaus "Spaß" machen. Landentwicklung ist ein Weg, der Identität schafft und Kräfte bündelt. Sie lässt die beteiligten Bürgerinnen und Bürger mit Stolz auf ihr Dorf, ihre Gemeinde und ihre Region blicken.
Die Instrumente der Landentwicklung werden so ausgestaltet, dass die regionalen Akteure miteinander in Kontakt treten können und Impulse von außen in die Region hinein getragen werden. Netzwerke vor Ort sind anzuregen und lebensfähig zu machen.
Planungsmethoden, die die Bürger aktiv einbeziehen, sollen reine Expertenplanungen ersetzen. Kenntnisse, Erfahrungen und Vorstellungen der Bürger über die Gegebenheiten in ihrer Heimat und deren gewünschte Entwicklung müssen genutzt werden. Arbeitsgruppen, Dorf- und Flurwerkstätten und Leitbilddiskussionen über die regionale und dörfliche Entwicklung sollen es den Bürgern ermöglichen, Entwicklungsziele gemeinsam mit den Planungsträgern zu erarbeiten. Nachvollziehbare, im Gegenstromprinzip erarbeitete Entscheidungsprozesse führen zu einer hohen Akzeptanz und stärken die Selbstverantwortung. Im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe können hierdurch die Eigenkräfte in den Regionen mobilisiert und vielfältige Eigeninitiativen ausgelöst werden.
Damit integrierte ländliche Entwicklungskonzepte auch Wirklichkeit werden, ist ein partnerschaftliches, Dialog orientiertes Zusammenwirken aller maßgeblichen Akteure erforderlich. Nur dort, wo es gelingt, Initiativen der Gemeinden und Bürger zu wecken, die vorliegenden gemeindlichen Planungen und Fachplanungen aufeinander abzustimmen sowie die finanziellen und personellen Ressourcen zu bündeln, kann die Landentwicklung erfolgreich vorangebracht werden.
Die Landentwicklung in einer Region sollte immer durch einen Moderator begleitet werden. Seine Aufgabe ist es, die Zielvorstellungen der Akteure zu artikulieren, zu moderieren und koordinierend auf ein konsensfähiges, umsetzungsorientiertes und in der Finanzierung gesichertes Maßnahmenbündel hinzuwirken. Wer in welcher Phase die Moderationsrolle ausübt, sollte in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation, insbesondere von den zu realisierenden Entwicklungszielen entschieden werden. Sie kann, wenn das die Akteure als zweckmäßig erachten, von einem politischen Mandatsträger, vom Vertreter einer staatlichen Fachverwaltung oder auch im Auftragsverhältnis durch einen Dritten wahrgenommen werden. Erfahrungen haben gezeigt, dass es besonders wirkungsvoll sein kann, die für die Landentwicklung verantwortliche Stelle mit dieser Funktion zu betrauen.
Voraussetzung für den zielgerichteten Einsatz der Instrumente ist die umfassende Vorbereitung. Dazu müssen alle Akteure an einen Tisch gebracht werden, um frühzeitig und gleichzeitig alle für die Verfahrensdurchführung erheblichen Belange erörtern zu können. Die strikte Zielorientierung bereits in der Vorphase ermöglicht eine klare, inhaltliche und zeitliche Konkretisierung der Verfahren. Jedem Beteiligten muss vermittelt werden, dass eine spätere Erweiterung der Ziele zwangsläufig das Verfahren verlängert.
Erfolgreiche Landentwicklung erfordert höchste Professionalität; daher ist der Wissenstransfer in die Regionen zu fördern. Die Bürgerinnen und Bürger und sonstigen Akteure müssen in der Lage sein, sich qualifiziert in den Entwicklungsprozess einzubringen. Hierzu dienen z.B. die Akademien Ländlicher Raum, Schulen der Dorferneuerung und Landentwicklung, Seminar- und Forumsveranstaltungen, aber auch Internetplattformen und persönliche Gespräche. Ein wichtiger Faktor für den Wissenstransfer ist eine hoch qualifizierte Landentwicklungsverwaltung. Sie zeichnet sich aus durch Fachkompetenz, Begeisterungs- und Überzeugungsfähigkeit, kommunikative und meditative Kompetenz sowie Verwaltungserfahrung und entsprechendes Leistungsvermögen.
Die demographische Entwicklung und der Wertewandel zwingen zur Kooperation der Menschen in den Dörfern, zur Kooperation innerhalb größerer Gemeindegebiete und weit darüber hinaus. Landentwicklung heißt in diesem Zusammenhang, Infrastrukturen aufzuteilen und Verzicht zu üben. Verzicht ist durch neue Formen der Förderung zu steuern und zu belohnen. Dabei sind Kirchen, Gemeinden und andere Sozialträger so einzubeziehen, dass die heute noch vielfach doppelten Sozial- und Infrastrukturangebote zu weiterhin tragfähigen Grundangeboten stabilisiert werden. Landentwicklung muss auch helfen, neue Denk- und Arbeitsstrukturen in den Dörfern zu entwickeln. Für die Erhaltung und den Umbau der Sozial- und Infrastrukturen in den Dörfern sind neue Ideen zu entwickeln und zu erproben, finanzielle Begleitmodelle mit EU-, Bundes- und Landesmitteln zu erarbeiten, neue Formen der Moderation zu schaffen und motivierte "Kümmerer" von außen und im Inneren einzusetzen.
Bei Maßnahmen der Landentwicklung sollten möglichst mehrere raumrelevante Vorhaben gebündelt werden. Das verstärkt die Wirkung der Einzelmaßnahmen und führt zu finanziellen Vorteilen für alle Beteiligten. Durch das Zusammenführen von Finanzmitteln aus verschiedenen Quellen können die Realisierungschancen für das einzelne Vorhaben zudem erhöht werden.
Die wichtigste Finanzierungsgrundlage der Landentwicklung ist die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes". Sie ist in Deutschland für die ländliche Entwicklung auch künftig unverzichtbar und sollte auch weiterhin mit der Förderung des ländlichen Raumes durch die EU verknüpft bleiben. Daneben gilt es ergänzende Finanz-quellen zu kombinieren und bei der Finanzierung der Landentwicklung verstärkt Finanzmittel Dritter zu mobilisieren.
Um die ländlichen Räume im Ablauf der Schrumpfungsprozesse zu stabilisieren, sind vielfältige Partnerschaften, wie zum Beispiel Öffentlich-Private-Partner-schaften, erforderlich. Gemeint sind damit neuartige Ansätze zur Erfüllung kommunaler Aufgaben unter Beteiligung der privaten Wirtschaft. Die Gemeinden und Unternehmen der Privatwirtschaft kooperieren dabei vor allem bei der Finanzierung, aber auch bei der Ausführung von Projekten.
Ziel ist es, auch bei Maßnahmen der Landentwicklung Investitionen in ländlichen Räumen verstärkt durch Öffentlich-Private-Partnerschaften zu ermöglichen. Dazu sollten zwischen Kommunen, regionalen Akteuren, Handwerkern, örtlichen Banken und anderen denkbaren Partnern Modelle erprobt werden (Contractingmodelle), um Projekte der Daseinsvorsorge mittels Öffentlich-Privater-Partnerschaften zu realisieren.
Hierbei werden auch Partner, wie die Landsiedlungsgesellschaften, einbezogen, die für die Gemeinden z.B. eine Bodenbevorratung, den Flächenerwerb, die Einrichtung von Ökokonten und Ökopools durchführen und das Vorkaufsrecht ausüben.